Leben nach dem Krebs - Mutter Anika berichtet

11. April 2014

Heute berichtet Mutter Anika (28), die plötzlich die Diagnose Blutkrebs erhielt. Sie erzählt über den tiefen Einschnitt in ihrem Leben und wie es ihr heute geht!! Vielen Dank liebe Anika für deinen Mut!!!

Wie lautete die Diagnose und wann hast du sie erhalten?

2012 war für mich ein sehr hartes Jahr, ich wurde mit akuten Nierenversagen ins KH eingewiesen. Erst waren die Ärzte ratlos doch dann stand die Diagnose ziemlich schnell fest; Multiples Myelom

Wie hat sich euer Familienleben nach der Diagnose verändert? Wie tief war der Einschnitt in euren Alltag??

Unser Familienleben hatte sich nicht drastisch geändert. Es wurde zwar von einer Stunde auf die nächste extrem auseinandergerissen, aber einer Familie, in der Zusammenhalt an erster Stelle steht, spielt das keine Rolle. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, dass nun alle extrem vorsichtig mit mir sein mussten, da ich durch die vielen Chemos und 2 Stammzellentransplantationen sehr immungeschwächt war. Doch das Gute war, das alle sagten "Wir werden dich nicht in Watte packen". Das hat mir gerade Kraft gegeben. Es war gut, dass alle aufpassten, besonders hygienisch zu sein, doch der Alltag an sich lief ganz normal weiter. Belastend für uns war jedoch, das der Alltag etwas anders gemanagt werden musste.. alles nahm etwas mehr Zeit in Anspruch.

Wie ging es dir mit der Situation und wer hat dir Halt gegeben?

Begriffen habe ich die Diagnose erst als ich nach dem ersten KH-Aufenthalt wieder zu Hause war. Erst da wurde mir bewusst wie ernsthaft krank ich war. Ich war sehr verzweifelt, denn ich konnte nicht verstehen, weshalb ich mein ganzes Leben bereits so gestraft war und nun schon dem Tod ins Auge blickte. Wozu habe ich das verdient?
Ich war sehr wütend, weil meine Tochter solchen Ängsten ausgesetzt war und auch noch ist. Ich wollte ihr immer eine gesicherte Zukunft bieten und das war nun nicht mehr möglich. Aber irgendwie schlittert man so durch die vielen Therapien und ist so mit seinem eigenen Körper beschäftigt, dass die psychischen Probleme hinten angestellt werden. Erst jetzt kommt dies alles an die Oberfläche und sorgt für mächtig Verwirrung. Vor allem die Zeiten in (fast) Quarantäne waren sehr sehr schwer, fast unerträglich. Ich lag so manches Mal weinend in meinem Krankenbett und konnte die Sehnsucht nach meinen Lieben kaum ertragen... doch dann kam Gott in mein Leben. Ich konnte meine ganzen Sorgen im Gebet los werden, meine ganze Wut, meinen Hass aber auch schöne Dinge und das half mir sehr Lasten abzugeben. Durch den Glauben empfand ich wieder Hoffnung. Und diese Hoffnung entwickelte sich zu einem Sieg über die Krankheit. Dann war ja noch diese wundervolle und starke Familie die hinter mir stand und immer für mich da war und es auch ist. Ich bin sehr dankbar, denn nur so war es möglich die Zeit zum genesen voll auszunutzen.

Wie ging es deiner Tochter zu dem Zeitpunkt und wie alt war sie bei der Diagnose? Wie hast du dich damals als Mutter gefühlt?

Wie ich schon erwähnte... ich empfand starke Verzweiflung und zugleich extreme Wut. Ich hasste es, nicht für meine Tochter da sein zu können. Und ich hasste es, meiner Tochter erklären zu müssen was mit mir los ist. Es zerbrach mir das Herz sie weinen zu hören und so viel von ihrer Entwicklung zu verpassen. Sie war sehr stark, naja bekanntlich fällt der Apfel nicht weit vom Stamm, doch ähnlich wie bei mir fingen die Probleme erst nach alledem an. Ich bekam ihre Verlustängste zu spüren, denn sie war sehr mamabezogen. Und hinzu kam das Einnässen am Tag. Aber wie auch ich, war sie neugierig, wollte es verstehen und fragte viele viele Dinge. Es war sehr anstrengend, aber es half uns beiden durch viele kleine Gespräche, ganz viel Kuscheln und Spielen damit fertig zu werden. 

Mit jedem Jahr das sie älter wird, wird auch ihr Verständnis dafür größer. Aber dennoch spürt man immer noch ihre Alarmbereitschaft, wenn es Mama nicht gut geht (z.B. eine Erkältung) und das wird, denke ich, auch immer eine Narbe auf ihrer kleinen Seele bleiben.

Du bist jetzt auf dem Weg der Genesung, wie geht es dir und deiner Familie heute?

Für uns alle ist es ein besonders tolles Gefühl geworden, wieder richtig durchatmen zu können. Die Angst begleitet uns stetig, ja, aber das was heute und hier passiert steht im Vordergrund. Wir leben was das Zeug hält!!!!

Was ist dir ganz besonders wichtig geworden?

Wir haben gelernt mehr zu genießen und dass es nichts Schlimmes ist, wenn man auch mal an sich selbst denkt und NEIN sagt. Es ist uns sehr wichtig geworden, gemeinsame Zeit zu verbringen, den Tag zu genießen, die Augen offen zu halten und einfühlsam zu sein. Wir versuchen Stress zu reduzieren und verteilen unsere Aufgaben besser, sodass sich jeder etwas zurück lehnen kann. 
Familie und Hobbys sind unser Ein und Alles geworden, denn diese Kombination macht uns Glücklich. Und ganz toll finde ich, dass der ein oder andere verstanden hat, wie wichtig unsere Gesundheit ist!!!!!!!

Welche Pläne hast du für die Zukunft?

In die Zukunft schaue ich noch ziemlich ratlos. Ich muss erstmal alles verarbeiten, um den Kopf dafür frei zu bekommen. Aber so wie es aussieht werde ich wieder in meinem erlernten Beruf arbeiten.

Ich habe dich als eine sehr mutige Frau kennengelernt... würdest du sagen, dass du gestärkt aus alledem herausgehst?

Auf jeden Fall bin ich gestärkt, denn ich weiß nun das ich definitiv eine Kämpferin bin. Ich habe gelernt Nein zu sagen und Ärger zu äußern. Es ist toll wenn man nicht alles so in sich hinein frisst. Ich bin selbstbewusster geworden.

Vielen Dank für das ehrliche  für das Interview!

Herzensgrüße

Nicole

Nicole, Mama⁵,
Bloggerin & Coach

Mom Empowerment Coaching Coaching für Mütter

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